Warum Naturschutz?
Warum ist Naturschutz wichtig?
Was bringt es eigentlich, einzelne Arten oder Lebensräume zu schützen? Vor allem wenn es nur um kleine Populationen oder vereinzelte Pflänzchen geht, scheint es manchmal mühsam und wirkt von außen vielleicht sogar unverhältnismäßig. Aber jede einzelne Art ist ein wichtiger Teil eines vielfältigen Ökosystems und damit Bestandteil der sogenannten Biodiversität. Diese Biodiversität ist in Europa seit Jahren rückläufig. Doch was bedeutet das eigentlich?
Biodiversität, also biologische Vielfalt, ist essentiell für ein stabiles Ökosystem. Wird ein Ökosystem durch einen Eingriff von außen aus dem Gleichgewicht gebracht, wird es anfällig für Störungen und kann zusammenbrechen. Dies kann zum Beispiel durch das Verschwinden einer etablierten Art oder das Einbringen einer invasiven Art geschehen. Dabei kann jede einzelne Art eine Schlüsselrolle spielen. Die komplexen Zusammenhänge und Wechselwirkungen in Ökosystemen sind so umfassend, dass sie bisher kaum verstanden sind. Auf diesen Ökosystemen beruht jedoch unsere gesamte Lebensweise. Neben unserer Ernährung sind unter anderem Klimaregulierung und Erholung wichtige Aspekte, die ein gesundes Ökosystem für uns bereitstellt.
So trägt zum Beispiel der Rückgang von Blühwiesen zur Reduktion der Insektenvielfalt bei. Insekten sind wiederum die Nahrungsgrundlage vieler Vogel- und Fledermausarten. Es hängt also alles miteinander zusammen.
Warum sinkt die Biodiversität?
Wir Menschen greifen sehr stark in die Lebensräume verschiedenster Arten ein. Eine intensive Flächennutzung, hohe Nährstoffzufuhr durch Dünger, enge Bebauung, Begradigung von Flussläufen, Zerschneidung von Lebensräumen – all diese Einflüsse machen es vielen Arten schwer, noch einen geeigneten Lebensraum zu finden.
Im Landkreis Darmstadt-Dieburg bildet ein Flugsanddünengürtel die Grundlage für artenreiche, schützenswerte Lebensräume. Es handelt sich dabei um sandige nährstoffarme Flächen, die uns die letzte Eiszeit vor 10.000 Jahren hinterlassen hat. Die anschließende Kultivierung dieser Flächen durch den Menschen mit extensiver Beweidung hat über Jahrhunderte offene Landschaften entstehen lassen. In dieser Kulturlandschaft konnte sich eine große Vielfalt von Arten ausbreiten und etablieren, die abhängig ist vom Offenland.
Doch in den letzten Jahren hat sich die Flächennutzung durch den Menschen stark verändert: Es gibt kaum noch beweidete Wiesen oder Wälder. Aufgrund unserer wachsenden Bevölkerung mit immer höheren Ansprüchen werden Flächen möglichst effizient genutzt, meist für die Landwirtschaft oder die Forstwirtschaft. Ungenutzte Flächen werden nicht mehr gepflegt und verwuchern. Alte Scheunen oder Steinhaufen, die manchen Arten als sicherer Unterschlupf dienten, wurden beseitigt. Säume, Tümpel und andere kleinräumige Strukturen, die einen abwechslungsreichen Lebensraum boten, wurden entfernt und in große einheitliche landwirtschaftliche Flächen oder Baugebiete umgewandelt. Um die Effizienz der Nahrungs- und Energiegewinnung zu steigern, gibt es kaum noch zeitversetzte Mahdtermine. Stattdessen werden Grünland- und Ackerflächen möglichst großräumig und zeitgleich gemäht, wodurch sich viele Tiere nicht mehr vor ihren Fressfeinden verstecken können. Überdüngung und ein hoher Stickstoffgehalt in der Luft beeinträchtigt Arten, die auf Nährstoffarmut spezialisiert sind. Die Populationen vieler Arten werden mit der Zeit immer kleiner, sind nicht mehr mit anderen Populationen vernetzt, wodurch sie genetisch verarmen und anfälliger werden - letztendlich vielleicht ganz verschwinden. Zu alledem verändert der Klimawandel Zeitpunkt und Intensität von Niederschlag und Sonneneinstrahlung, was unter anderem für Arten mit Brut- oder Laichterminen zu Schwierigkeiten führen kann.
Manche Arten können alledem standhalten. Andere nicht. Dadurch verarmen unsere Lebensräume immer mehr an der so wichtigen Vielfalt. Einige Arten weichen notgedrungen auf sogenannte Sekundärlebensräume aus. Dies sind häufig Steinbrüche, Truppenübungsplätze oder auch Bahntrassen. Auch in diesen Gebieten muss der Erhalt gefährdeter Arten gewährleistet werden. Aus dem Betrieb eines Truppenübungsplatzes beispielsweise können ganz eigene Gefahren für verschiedene Arten hervorgehen. Und wenn ein Lebensraum nicht mehr bewirtschaftet wird, ist weitere Pflege nötig. Nur so kann ein Zuwuchern verhindert werden und das Offenland, das für viele Arten so wichtig ist, erhalten bleiben.
Was kann man dagegen tun?
Ganz klar: Die Natur schützen! Dabei geht es nicht unbedingt um Natur im Sinne von "Wildnis", sondern um die Erhaltung einer Natur- und Kulturlandschaft, die der Mensch schon seit Jahrtausenden mit prägt. Diese Landschaftsform birgt eine hohe Artenvielfalt, die es zu schützen gilt. Und hier kommen wir ins Spiel. Wir sorgen dafür, dass bedrohte Arten möglichst gut geschützt werden, ihr Lebensraum erhalten, gepflegt oder auch neu geschaffen wird – und das unter Berücksichtigung der Bedürfnisse aller Akteure. Denn Naturschutz geht nur miteinander. Damit wir auch in Zukunft in einem stabilen Ökosystem zuhause sind.
Zum Glück haben wir dabei Unterstützung! Im §3 des Bundesnaturschutzgesetztes hat der Deutsche Bundestag sogar die Landschaftspflegeverbände als bevorzugte Umsetzungsorgane für Naturschutz und Landschaftspflege verankert. Und auch die EU hat mit der FFH-Richtlinie (Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie) und der Vogelschutzrichtlinie, vereint im Schutzgebietsnetz Natura 2000, eine Grundlage für den Naturschutz geschaffen. Zudem hat das Land Hessen 2020 eine Richtlinie zur Förderung von Landschaftspflegeverbänden erlassen. Auf dieser Basis arbeiten wir Gemeinden, Landkreisen, privaten Grundstückseigentümerinnen und -eigentümern sowie örtlichen Naturschutzverbänden zu, um naturnahe Lebensräume und deren Artenvielfalt zu erhalten und zu stärken.
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